Obwohl viele große Change Initiativen durch die IT getrieben werden, stelle ich immer wieder fest, dass viele Unternehmen es leider verpassen bei IT Veränderungen - wie z.B. die Digitalisierung der Geschäftsprozesse, neue Software, New Work - an den Faktor Mensch zu denken und diese in das Vorgehen einzubinden. In einen dreiteiligen Betrag kommentiere ich meine Sketch-Note zu dem Thema der als Gesamtübersicht hier zu finden ist.


Übersicht und Gesamtgrafik

Teil 1 – Change Management Abgrenzung und Anwendungsgebiete

Teil 2 – Die Folgen ohne Change Management|

Teil 3 - Wieviel und was bringt Change Management

Wenn ich in der IT von Change Management rede, dann denken fast alle gleich an die ITIL, und zwar an den einen Prozess, der die Umbauten an den Systemen genehmigt. Außerhalb der IT wird unter Change Management oft etwas weniger greifbares verstanden und es gibt leider immer noch genügend Leute, die das Ganze mit Esoterik in Verbindung bringen. Das Change Management hat allerdings gar nichts mit Esoterik oder „Wir-haben-uns-alle-lieb“ zu tun und ist auch keine Zauberei, sondern es ist ein Vorgehen, um die Menschen im Unternehmen (manchmal auch nur einzelne Mitarbeiter-Gruppen), für eine neue, noch unbekannte Zukunft vorzubereiten. Change Management sollte deshalb fester Bestandteil von Projekten sein. Vor allem, bei Veränderungsvorhaben, bei denen es um viel Geld, Zeit und die Reputation eines Unternehmens geht. Change Management ist eine Fachkompetenz, welche erlernt und zertifiziert werden kann und mit der sich jeder Projektmanager (ja, auch IT Projektmanager) befassen sollte – zumindest die Grundlagen sollte jeder verinnerlicht haben.

IT Projekte, die nur einen Austausch von „Geräten“ bedeuten und nur eine geringe Veränderung / Umstellung mit sich bringen, müssen meist kein Change Management einbinden. Diese Veränderung, z.B. Austausch von Servern, betrifft meist nur eine kleine Gruppe von Personen wie z.B. die Administratoren. Diese müssen natürlich auf die Umstellung entsprechend vorbereitet und geschult werden, damit sie den Austausch der Geräte durchführen und diese später auch betreuen können. Auf die meisten anderen Personen im Unternehmen, die Anwender, hat der Austausch meist keine Auswirkung – ihre Arbeit verändert sich durch diesen Wechsel nicht, sie bekommen diese IT interne Infrastruktur Veränderung oftmals gar nicht mit. Ganz anders sieht es bei einem großen IT Projekt, wie z.B. eine Einführung oder ein Austausch einer neuen Software (wie z.B. eine ERP Software), aus, die sowohl die IT Abteilung, als auch die Anwender betrifft und somit für einen großen Teil oder sogar alle Mitarbeiter eine Umstellung bedeutet. Zumal so eine Veränderung nicht nur das Arbeiten mit einer neuen Software mit sich bringt (allein diese Tatsache macht den Einsatz von Change Management sinnvoll), sondern oftmals auch die Arbeitsprozesse stark beeinflusst. Hier auf das Change Management zu verzichten, kann fatale Folgen haben. Der Change hat in solch einem Projekt Auswirkungen und Konsequenzen auf Verfahren, Vorgehen, Prozesse und Verhalten. Und ähnlich wie bei den IT fachlichen Themen im Projekt, wird auch im Change Management analysiert, der Gap ermittelt, geplant und umgesetzt.

Und damit kommen wir zum Faktor Mensch – denn obwohl es sich bei der Einführung der Software augenscheinlich um ein technisches Projekt handelt, sind von dieser technischen Veränderung nicht nur die Menschen in der IT sondern besonders die Menschen vor den Computer betroffen und müssen mit dieser Veränderung umgehen. Und es liegt in der Natur des Menschen, dass die meisten Personen auf Veränderung erstmal skeptisch bis abweisend reagieren.

Warum ist das so?

Eigentlich führt man neue Software ein, um die Prozesse in Unternehmen zu optimieren, die Effizienz zu steigern und damit eine Verbesserung herbeizuführen!? Das Ganze soll doch den Mitarbeitern „Erleichterung“ bringen!? Das Problem dabei: Wir Menschen sehen das erstmal nicht so. Neues wirken auf uns oft erstmal bedrohlich und machen uns Angst, denn in unserer frühen Vergangenheit, sprich in der Steinzeit, konnte etwas Neues tödlich enden.

Die negative Seite der Veränderung bedeutet unter anderem folgendes:

BedrohungAngst vor Jobverlust/ Existenzangst.
VerlustMaterielle (Jobverlust und damit kein Einkommen) und immaterielle Einbußen (z.B. Verlust der Leitungsfunktion durch Rationalisierung)
KompetenzangstNeben dem Tagesgeschäft jetzt auch noch das…

Zudem kommen noch Herausforderungen hinzu:

MüdigkeitSchon wieder was Neues! Mit jedem neuen Chef eine Neuerung/Veränderungen… Und nichts wird wirklich zu Ende gebracht.
FremdsteuerungDas Gefühl auf nichts Einfluss zu haben und nur funktionieren zu müssen.
KompetenzangstOb ich das schaffe? Werde ich mit der neuen Technik/Software klarkommen oder wird es mich überfordern?
Trägheit / FaulheitEs hat doch bis jetzt auch irgendwie funktioniert – warum etwas ändern? Viel zu anstrengend! Wir sitzen es einfach aus…

Solange ein Mensch also nicht absehen kann, welche Auswirkungen -negative wie positive- die Veränderung für einen selbst mit sich bringt, wird er über eine Veränderung nicht jubeln. Das kommt von unserer Steinzeitdenke, die genetisch verankert ist:

Neues & UnbekanntesGEFAHR Unbekannte Pflanze z.B. Beeren→ könnte giftig sein
Bekanntes & AltbewährtesSICHER, bekannte Beeren → habe ich schon öfters gegessen und es ging mir danach nicht schlecht
RoutinenEINFACH & GUT, ich weiß, wo ich die essbaren Beeren finde und kenne den Weg zum Strauch → kann schnell meinen Hunger stillen

Fast keiner gibt gerne seine Routinen auf, auch wenn sie vielleicht nicht perfekt sind. Aber was man kennt, fällt einem leichter zu tun, denn wir erledigen diese Aktivitäten automatisch, ohne groß nachzudenken (auch wenn sie vielleicht keinen Spaß machen). Es erfordert keine große Anstrengung – denn wir wissen ja, wie alles geht. Neues erfordert bewusstes Handeln und das wiederum bedeutet Anstrengung. Und die wollen wir Menschen möglichst vermeiden.

Hier geht es zum zweiten Teil: Die Folgen ohne Change Management.